Das ganze Dorf ist auf den Beinen
Das ganze Dorf ist auf den Beinen [Hannoversche Allgemeine Zeitung, Frank Walter, 12.06.2017] Das zehnte Zehntfest lockte Tausende in die Kirchhorster Ortsmitte.

Das ganze Dorf ist auf den Beinen

Artikel: „Das ganze Dorf ist auf den Beinen“ [Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12.06.2016, Frank Walter]

Das zehnte Zehntfest lockt Tausende in die Kirchhorster Ortsmitte

VON FRANK WALTER

KIRCHHORST. Kein Wunder, dass man eine solche tolle Sause nur alle zwei Jahre organisieren kann: Das Zehntfest hat am Wochenende gefühlt halb Isernhagen nach Kirchhorst gelockt und das Angebot der Vereine und Organisatoren wohl keinen Besucher enttäuscht. Wer am Sonnabendnachmittag als Autofahrer auf der Steller Straße unterwegs ist, hat ein Problem und zwar ein langwieriges: Mit Hunderten Teilnehmern zieht der Festumzug durchs Dorf, zwischen Kreisel im Westen und Mühlenweg im Osten geht zeitweise nichts mehr. Doch die Autofahrer beweisen Geduld – und mancher steigt gar aus, um einen besseren Blick auf die kostümierten Fußgänger und die bunt geschmückten Festwagen zu erhaschen.

Das ganze Dorf ist auf den Beinen [Hannoversche Allgemeine Zeitung, Frank Walter, 12.06.2017] Das zehnte Zehntfest lockte Tausende in die Kirchhorster Ortsmitte.
Riesiger Festumzug

Und da gibt es einiges zu entdecken: An der Spitze des Umzugs tragen Reiterinnen die Fahne des Reitvereins Stadtgut Stelle, dahinter macht die Zeitreisemaschine von Professor Abraxo – der sogenannte Steamrider – seinem Namen alle Ehre und stößt reichlich Dampf aus. Das Zehntfest-Organisationsteam winkt aus einem Oldtimer, die Laienspieler lassen ihren Erntewagen von einem Hanomag-Traktor ziehen. „Hier müssen wir einbiegen, oder?“, fragt der Leiter der Musik- und Showguard Poggenhagen lieber noch einen der Umstehenden, ehe er seine Musiker in ihren rot-schwarzen Uniformen aufs Festgelände marschieren lässt. Das erreichen die Feuerwehrleute in ihren historischen Kostümen, die Marschierer des Jugendtreffs, die ADFC-Mitglieder auf ihren Fahrrädern, die Spaßpfoten mit ihren Hunden, die prächtig kostümierten Damen der Ponyschule und all die anderen Teilnehmer am riesigen Festumzug teils erst Minuten später.

Der Festplatz an der Nikolai-Kirche platzt spätestens zu diesem Zeitpunkt aus allen Nähten. Die Infostände der Vereine sind ebenso dicht umlagert wie die Bühne, wo abwechselnd Bands, Tänzer, Chöre und Karate ihr Können unter Beweis stellen. Die Kinder toben sich auf dem Schulhof beim Jugger-Spiel aus und können sich als Ritter verkleiden lassen. Die Männer und Frauen an den Zapfhähnen kommen ins Schwitzen, genau wie die Herren am Bratwurst-Grill. Am JuKiland bildet sich eine lange Schlange vor der Preisausgabe für die Tombola – jedes zweite Los gewinnt und der Förderverein für Jugendliche und Kinder (JuKi) der St.-Nikolai-Kirchengemeinde dank der sprudelnden Einnahmen ohnehin. Nebenan lassen sich die Besucher eine riesige Auswahl an Kuchen und Torten schmecken – zum Glück haben die Helfer genug Nachschub gebacken. Abends reicht die Tanzfläche nicht aus, geschwoft wird kurzerhand auch auf der Wiese – die Feier bleibt friedlich und dank telefonischen Nachorder beim Getränkehändler auch feucht-fröhlich. Dass nach der großen Lasershow um 0.30 Uhr die Musik abgeregelt wird, ist für viele das Zeichen zum Aufbruch – die letzten Gäste gehen dann aber doch erst eine Stunde später.

Regen endet vor dem Start

Knapp wird am Freitagabend allerdings der Wein: Beim soulig-rockigen Zehntfest-Auftakt heizen Ortsratsmitglied Gerhard Raible als Elvis Sinatra sowie die Bands Strom & Friends und Red Six Live den vielen Besuchern derart ein, dass die für drei Tage kalkulierte Menge Rebensaft schon am ersten Abend zur Neige geht. Oder müssen sich die Festorganisatoren etwas selbst erfrischen, nachdem sie sich todesmutig an die Zelte gehängt haben, als am Nachmittag Sturm und Regen über den Festplatz peitschen? Egal, pünktlich am Freitag um 18 Uhr sind die Unbilden des Wetters vorbei, die Besucher strömen aufs Gelände, und was folgt, ist „der beste Zehntfest-Freitag ever“, wie es Mitorganisator Kai Apel zusammenfasst. Das gilt aber nicht weniger für den Sonnabend und Sonntag, das zehnte Zehntfest in 20 Jahren wird als eines der erfolgreichsten in die Annalen des Dorfes eingehen. Hält da vielleicht doch eine höhere Macht seine Hand schützend über das Kirchengelände?

Vogelgesang: Ich brenne weiter für Kirchhorst

Am Ende stand der Dank und da wurde es gestern Nachmittag voll auf der Bühne. „Wer hatte eigentlich diese Schnapsidee fürs Zehntfest?“, fragten die Moderaten scherzend und baten dann außer den Männern der ersten Stunde auch gleich all diejenigen mit auf die Bühne, deren Namen in den vergangenen 20 Jahren fest mit Kirchhorsts großer Dorfsause verbunden waren. Gesamtkoordinator Andreas Glombik gab den Dank aber sogleich weiter an all die Freiwilligen, die zum Gelingen des zehnten Zehntfestes beigetragen hatten – „240 Helfer, das ist der Wahnsinn“. Auch der Kirchhorster Ortsrat nutzte die Bühne, um seinerseits Danke zu sagen – und zwar der ehemaligen Ortsbürgermeisterin Renate Vogelgesang, die sich in diesem Amt 20 Jahre lang für das Dorf engagiert hatte. Doch damit sei es keineswegs vorbei, versprach Vogelgesang: „Ich brenne weiter für Kirchhorst!“

Andreas Dr. Glombik

Andreas ist seit 2002 Mitglied des Organisationsteams "Kirchhorster Zehntfest" und "Zehntfest.Events". Er ist für die Gesamtkoordination und die Gruppen, Vereine und Organisationen verantwortlich.

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