Pufferduft und Jazz-Schwaden lockten

KIRCHHORST (fri). Das war nun wirklich nicht zu übersehen. Ein großes Transparent spannte sich über die Steller Straße in Höhe St. Nikolai-Kirche: Zehntfest. Dabei hätte es dieses Hinweises eigentlich kaum bedurft, denn in Kirchhorst „geht man hin“, sofern das Dorfleben zur Teilnahme ruft. Und auch wer eigentlich nicht „hin“ gehen wollte, konnte sich des leckeren Dufts der frischen Puffer, der unwiderstehlich über der Straße lag, kaum entziehen. „Lass uns doch mal kucken“ lautete an diesem Tag das vielerorts gehörte Motto.

Dass aus dem „Kucken“ dann nicht selten viele Stunden rund um St. Nikolai bei Jazz-Musik – live versteht sich – wurden, sei am Rande erwähnt. Und schließlich war der Nachwuchs mit dem Heuballen-Hochwurf in luftiger Höhe oder dem Klassiker „Karussellfahrt“ gut versorgt. Da konnte das Wetter mit seinem nachdrücklich „Klein Sylt“ rund um St. Nikolai: herbstlichen Charakter kaum die Feststimmung trüben. Zumal die Organisatoren des mittlerweile dritten Zehntfestes, Kirche und Lions-Club, vorgesorgt hatten.

Ein großes weißes Zelttuch war über Bühne und den Kern des Veranstaltungsbereiches gespannt worden. sodass zumindest der eine oder andere Schauer schadlos über die Gäste vorüber zog. Und auch wer zu frösteln drohte. dem konnte geholfen werden. Es gab ein ‚Wiedersehen mit den vielen Besuchern der Nordseeinseln bekannten Gasheizern. die ihre Wärme in die Umgebung abstrahlten.

Begonnen hatte das Fest diesmal bereits am Samstagabend. Erstmals war zum ..Kirchhorster Klönschnack“ am frühen Abend geladen worden. Bei rustikalem Essen vom Grill und Spieß bestand Gelegenheit, sich auf den kommenden Tag einzustimmen. Und es gab einen musikalischen Vorgeschmack. Die Gruppe Take-4 sorgte für den richtigen Rahmen mit Pop, Swing. Blues und Latin. Ab 20 Uhr gab es lockere Gesprächen zu lockerer Musik.

Der Sonntag begann traditionell nach dem 10-Uhr-Gottesdienst knapp eine Stunde später. Ab 11 Uhr standen für die Besucher mit dem bunten Markttreiben an vielen Ständen. Buden und bei zahlreichen Aktionen rund um das Pfarrgelände an der Steller Straße Kurzweil und Abwechslung „satt“ auf dem Programm. An den Marktständen lockten viele Leckereien zum Probieren. Außer besagtem Kartoffelpuffer stand jahreszeitgemäß Federweißer mit Zwiebelkuchen auf dem Angebotszettel. Pilzpfanne und die obligatorischen Bratwürstchen der Feuerwehr fehlten ebenso nicht. Für Unterhaltung bei groß und klein war beispielsweise mit dem Hufeisen-Weitwurf oder der Hüpfburg gesorgt. Mit Informationsständen stand der Förderverein für Kinder und Jugendliche der Nikolai-Gemeinde bereit. die Rumänienhilfe, der Verein Kiran Kinderhaus oder das Jugendrotkreuz waren vertreten. Mit der Swingcompany Hannover sowie Kubus mit Pop & Rock über Gott und die Welt, war auch während des eigentlichen Zehntfestes für Musik gesorgt. Nicht zuletzt sorgten die Mannen des Männerchor Heideröschen stimıngewaltig für Unterhaltung.

Namensgeber des Festes ist übrigens eine seit dem vierten Jahrhundert von der Kirche erhobene Abgabe: der Zehnt. Der zehnte Teil eines Ertrages oder Einkommens musste als Steuer an die Oberen abgegeben werden. Doch das klappte beim Zehntfest in Kirchhorst nicht. Wie Lions-Mitglied Ulrich von Rautenkranz erzählte, hätte zwar die Kirchengemeinde vor fünf Jahren beim ersten Kirchhorster Zehntfest den Ausstellern die Flächen zur Verfügung gestellt. Sie sollten mindestens ein Zehntel ihrer Erlöse der Kirche für einen guten Zweck spenden. Doch schnell habe sich erwiesen. dass kaum jemand ein Geschäft mit dem Fest macht und die Erlöse nahezu vollständig gespendet werden. In diesem Jahr wird der vermutlich vierstellige Erlös Opfern des Elbhochwassers im Raum Dresden zugute kommen. Die exakte Höhe der Spende steht noch nicht fest.