Nur das Ziffernblatt fehlt noch
"Nur das Ziffernblatt fehlt noch" [Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 20.08.1998, Freese]

Nur das Ziffernblatt fehlt noch

Presseartikel: „Nur das Ziffernblatt fehlt noch“ Hannoversche Allgemeine Nachrichten (HAZ), 20.08.1998, Freese]

KIRCHHORST. St. Nicolai. Rund 8000 Mark teurer als geplant ist die Sanierung der Holzverkleidung des Turmes der evangelischen St.-Nicolai-Kirche in Kirchhorst geworden. Obwohl die Arbeiten fertig sind, bleibt das Gerüst noch stehen, weil die Turmuhr ein neues Ziffernblatt bekommt.

Presseartikel: „Nur das Ziffernblatt fehlt noch“ [Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 20.08.1998, Freese]

Die mehr als 750 Jahre alte Kirchhorster Kirche hat noch nie einen steinernen Turm besessen, sondern schon immer einen aus Holz, wie aus einer alten Kirchenrechnung von 1320 hervorgeht. Das ist bis in die heutige Zeit so geblieben. Das letzte Mal war die Holzfassade vor 40 Jahren erneuert worden. Die jetzt vorgenommenen Sanierungsarbeiten – die Bretter der Turmverkleidung waren im Laufe der Zeit wieder einmal durchgefault – sollte ursprünglich 12 800 Mark kosten. Doch statt 300 mußten 560 Quadratmeter Bretter ausgewechselt werden, so daß die Kosten auf rund 21 000 Mark kletterten. Klaus Gutsch, im Kirchhorster Kirchenvorstand für Finanzen zuständig, hofft nun, daß das Kirchenkreisamt seinen ursprünglich zugesagten Zuschuß von 12 000 Mark aufstockt. Den Rest müßte die St.-Nicolai-Kirchengemeinde aus ihrem eigenen Budget und aus Spenden auftreiben.

Doch auch das Zifferblatt der aus dem Jahre 1903 stammenden Kirchturınuhr ist durchgerostet und entfernt worden. Die Kirchhorster Metallbaufirma Burckhardt hat bereits ein neues Blatt angefertigt. Es soll wieder aus einem eisernen, schwarzgestrichenen Untergrnnd bestehen, während die Ziffern aus Messing sind.  Wann das neue „Gesicht“ der Turmuhr montiert wird, steht aber noch nicht fest.  Für das neue Ziffernblatt rechnet Gutsch einschliesslich Montage mit weiteren Kosten von rund 4000 bis 5000 Mark, die ausschließlich aus Spenden finanziert werden sollen. Das meiste Geld ist schon beisammen.

Ein Landwirt aus Kirchhorst hat beispielsweise die Trauergäste bei der Beerdigung seiner Mutter gebeten, statt Kränzen Geld für das Zifferblatt zu spenden. Auch beim Zehntfest der Kirchengemeinde im Herbst vergangenen Jahres ist ein ansehnlicher Betrag zusammengekonnnen. Das mechanische Werk der 95 Jahre alten Kirchturmuhr ist dagegen noch in Ordnung. Zweimal in der Woche muß die Uhr mit einer Handkurbel „aufgezogen“ werden. Vier an mächtigen Stahlseilen hängende Betongewichte müssen stets in die Höhe bugsiert werden, damit die Uhr wieder zeigen kann, was die Stunde geschlagen hat. fr

Historisches
Bis zum 14. Jahrhundert gehörten die Dörfer Alt-Warmbüchen, Großhorst, Stelle und Horst zur St.-Pankratius-Kirchengemeinde in „Burgtorff“. Nur ab und zu wurden Messen in den Kapellen von Alt-Warmbüchen oder Horst gelesen. Doch 1329 wandten sich die Dörfer von Burgdorf ab und bildeten die eigene Kirchengemeinde St. Nicolai in Horst. Aus Horst wurde Kirchhorst. Die zwölf Meter lange und sechs Meter breite Kapelle wurde in der folgenden Zeit zu einer Kirche ausgebaut, ein Chor angefügt, die Außenwände um einen Meter erhöht und das Kirchenschiff mit drei Kreuzgewölben geschlossen.

Aus der Zeit um 1400 bis 1450 stammen die gotischen Wand- und Deckenmalereien, die aber nach der Reformation, dem neuen lutherischen Verständnis Rechnung tragend, übertüncht wurden. 1580 erhielt das Gotteshaus eine Kanzel, 1774 eine Orgel, 1898 wurden die alten Wand- und Deckenmalereien wieder freigelegt und die Kirche wurde so hergerichtet, wie sie die Kirchhorster heute kennen. fr

Andreas Dr. Glombik

Andreas ist seit 2002 Mitglied des Organisationsteams "Kirchhorster Zehntfest" und "Zehntfest.Events". Er ist für die Gesamtkoordination und die Gruppen, Vereine und Organisationen verantwortlich.

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